Einsätze können körperlich anstrengend und psychisch belastend sein – das ist kein Geheimnis. Doch oft wird die Rolle, die Führungskräfte und Kameraden bei der Bewältigung dieser Belastungen spielen, unterschätzt. Gerade sie sind es, die eine Schlüsselrolle dabei einnehmen, wie gut ein Team die Herausforderungen nach einem Einsatz bewältigen kann. Es geht nicht nur darum, dass man sich aufeinander verlassen kann, wenn es brennt – sondern auch danach.
1. Führungskräfte als Vorbilder und Unterstützer
Führungskräfte haben nicht nur die Verantwortung, ein Team sicher durch den Einsatz zu bringen, sondern auch die psychische Gesundheit ihrer Kameraden im Blick zu behalten. Dabei geht es nicht darum, psychologische Experten zu sein, sondern ein offenes Ohr zu haben und ein Bewusstsein für die mentalen Belastungen zu schaffen, die Einsätze mit sich bringen.
Offene Kommunikation fördern: Führungskräfte sollten eine Atmosphäre schaffen, in der es normal ist, über psychische Belastungen zu sprechen. Wenn der Zugführer oder der Wehrleiter offen darüber redet, dass es okay ist, nicht immer „stark“ sein zu müssen, sinkt die Hemmschwelle für alle anderen.
Acht geben auf Warnsignale: Führungskräfte sollten ihre Kameraden gut kennen und in der Lage sein, Veränderungen im Verhalten oder in der Stimmung zu erkennen. Ob jemand plötzlich viel schweigsamer ist als sonst, sich zurückzieht oder gereizter wirkt – all das können Anzeichen dafür sein, dass jemand nach einem Einsatz mit psychischen Belastungen kämpft.
Unterstützung anbieten: Es geht nicht immer darum, Lösungen anzubieten. Manchmal reicht es, ein Gespräch zu eröffnen und jemanden darauf aufmerksam zu machen, dass er oder sie nicht allein ist. Führungskräfte sollten den Weg zu professioneller Unterstützung aufzeigen und aktiv ermutigen, diese in Anspruch zu nehmen, wenn nötig.
2. Kameraden: Die erste Anlaufstelle
Die engsten Kameraden spielen oft eine noch größere Rolle. Nach Einsätzen sind es meistens die Menschen, die man gut kennt, denen man sich anvertraut. Kameraden können eine unschätzbare Stütze sein – sowohl während als auch nach dem Einsatz.
Ein offenes Ohr haben: Oft braucht es nicht mehr als das Gefühl, dass man über das Erlebte sprechen kann, ohne verurteilt zu werden. Ob bei einem Kaffee nach dem Einsatz oder in einem ruhigen Moment – Kameraden sollten sich gegenseitig ermutigen, ehrlich über ihre Gefühle zu sprechen.
Keinen Druck ausüben: Es kann verlockend sein, anderen gut gemeinte Ratschläge zu geben, wie man mit belastenden Erlebnissen umzugehen hat. Aber manchmal braucht es Geduld und Raum, um die eigenen Emotionen zu verarbeiten. Jeder Mensch verarbeitet Einsätze unterschiedlich, und Kameraden sollten dies respektieren.
Gemeinsam Aktivitäten abseits der Arbeit: Der Zusammenhalt nach Einsätzen kann auch durch gemeinsame Aktivitäten gestärkt werden, die nichts mit der Feuerwehr oder dem Einsatzdienst zu tun haben. Ob Sport, ein Grillabend oder ein Ausflug – solche Momente können helfen, Stress abzubauen und die Kameradschaft zu fördern.
3. Vertrauen und Respekt als Basis
Das Fundament für eine gute Zusammenarbeit in der Einsatznachsorge liegt im gegenseitigen Vertrauen und Respekt. Führungskräfte und Kameraden, die einander respektieren und auf Augenhöhe miteinander umgehen, schaffen eine Umgebung, in der psychische Gesundheit ernst genommen wird.
Keine Stigmatisierung: Noch immer wird in manchen Kreisen das Thema psychische Gesundheit als „Schwäche“ gesehen. Es ist die Aufgabe von Führungskräften und Kameraden gleichermaßen, solche Einstellungen zu durchbrechen und zu zeigen, dass es mutig ist, sich Unterstützung zu holen.
Resilienz gemeinsam fördern: Führungskräfte können Resilienztrainings anbieten oder dafür sorgen, dass das Thema mentale Gesundheit regelmäßig angesprochen wird. Kameraden können sich gegenseitig dabei unterstützen, neue Wege zu finden, um ihre eigene Belastbarkeit zu stärken.
4. Unterstützung suchen – eine gemeinsame Aufgabe
Führungskräfte und Kameraden sollten Hand in Hand gehen, wenn es darum geht, psychische Gesundheit zu fördern. Ob durch offizielle Kanäle wie die Einsatznachsorge oder Peer Support, oder durch informelle Gespräche – jeder in der Wehr hat eine Verantwortung, sich um die Kameraden zu kümmern und das Thema offen anzusprechen.
Fazit: Zusammenhalt nach Einsätzen – Wir sind füreinander da
Führungskräfte und Kameraden sind wichtige Stützen, wenn es darum geht, psychische Belastungen nach Einsätzen zu bewältigen. Es geht nicht nur darum, in akuten Situationen einzugreifen, sondern auch präventiv zu wirken. Durch offene Kommunikation, gegenseitigen Respekt und das Bewusstsein für die psychischen Herausforderungen des Einsatzdienstes kann der Zusammenhalt gestärkt werden – für eine gesündere und resilientere Wehr.

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