In einer Welt, in der Amok- und Terrorlagen leider keine Seltenheit mehr sind, stehen haupt- und ehrenamtliche Einsatzkräfte der Feuerwehr, des Rettungsdienstes und der Leitstellen oft an vorderster Front. Sie retten Leben, koordinieren Einsätze, und treffen Entscheidungen unter extremem Druck. Doch wer kümmert sich um sie?
Die psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) ist ein entscheidender Bestandteil der Einsatznachsorge – und sollte es auch während des laufenden Einsatzes sein. Denn psychische Belastungen machen keinen Halt vor persönlicher Schutzausrüstung.
PSNV – mehr als nur ein Gespräch nach dem Einsatz
PSNV umfasst Maßnahmen zur Unterstützung von Einsatzkräften nach belastenden Ereignissen. Bei Amok- und Terrorlagen sind diese Belastungen besonders intensiv:
- Unvorhersehbarkeit und Gewalt: Die Konfrontation mit gezielter Gewalt, schwer verletzten oder getöteten Personen, und die eigene Bedrohungslage hinterlassen tiefe Spuren.
- Lange Einsatzzeiten: Stunden- oder gar tagelange Einsätze ohne ausreichende Pausen führen zu Erschöpfung und emotionaler Abstumpfung.
- Hohe Verantwortung: Besonders Leitstellenpersonal trägt eine enorme Last – sie hören das Grauen, ohne es sehen zu können, und müssen dennoch ruhig und effizient handeln.
PSNV während des Einsatzes: Prävention statt Reaktion
Oft wird PSNV erst nach dem Einsatz aktiviert. Doch gerade bei lang andauernden Lagen ist eine begleitende Betreuung essenziell und unterstützt die Einsatzleitung:
- Peer-Support vor Ort: Kolleginnen und Kollegen mit PSNV-Ausbildung können erste Gespräche führen, Belastungen erkennen und entlasten.
- Rückzugsräume schaffen: Auch in dynamischen Lagen sollten Ruhezonen eingerichtet werden, in denen Kräfte kurz durchatmen können.
- Leitstellen nicht vergessen: Auch hier kann ein PSNV-Team unterstützend wirken – durch Gespräche, kurze Pausen oder einfach durch Präsenz.

Nach dem Einsatz: Wenn der Adrenalinspiegel sinkt
Die eigentliche Belastung beginnt oft erst nach dem Einsatz. Flashbacks, Schlafstörungen, Schuldgefühle – all das sind normale Reaktionen auf ein außergewöhliches Ereignis. Doch ohne Unterstützung können sie chronisch werden.
- Strukturierte Nachbesprechungen: Keine Schuldzuweisungen, sondern Raum für Emotionen und Reflexion.
- Angebote zur Einzelbetreuung: Nicht jeder spricht gern in der Gruppe – individuelle Gespräche mit PSNV-Fachkräften sind wichtig.
- Langfristige Begleitung: Manche Belastungen zeigen sich erst Wochen später. Ein nachhaltiges PSNV-Konzept muss dies berücksichtigen.

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