Klimawandel und neue Einsatzrealitäten Herausforderungen für die Einsatznachsorge (PSNV-E) in der Feuerwehr
Der Klimawandel verändert unsere Umwelt – und damit auch die Einsatzrealitäten für Feuerwehren. Extremwetterlagen wie Hitzewellen, Starkregen, Waldbrände und Stürme nehmen zu. Diese Entwicklungen führen zu neuen physischen und psychischen Belastungen für Einsatzkräfte, die auch die psychosoziale Notfallversorgung für Einsatzkräfte (PSNV-E) vor neue Herausforderungen stellt.
⸻
Neue Einsatzrealitäten: Zahlen und Fakten
• Zunahme von Extremwetterlagen:
In Deutschland hat sich die Zahl der heißen Tage (über 30 °C) seit den 1950er Jahren mehr als verdreifacht 1. Hitzewellen führen zu vermehrten Einsätzen, etwa bei Bränden, medizinischen Notfällen oder technischen Hilfeleistungen.
• Waldbrände:
Die Waldbrandgefahr hat sich deutlich erhöht. Allein im Jahr 2022 wurden in Deutschland über 3.000 Hektar Waldfläche durch Brände zerstört – ein Rekordwert 1.
• Einsatzdauer und -intensität:
Bei Großschadenslagen wie der Flutkatastrophe 2021 im Ahrtal waren Einsatzkräfte teils über Wochen im Dauereinsatz – oft unter extremen Bedingungen und mit hoher emotionaler Belastung.
• Ehrenamt unter Druck:
Rund 94 % der Feuerwehrangehörigen in Deutschland sind ehrenamtlich tätig
2. Der Klimawandel erhöht nicht nur die Einsatzfrequenz, sondern auch die Belastung dieser Kräfte – während gleichzeitig Eigenbetroffenheit (z. B. durch Schäden am eigenen Wohnhaus) ihre Verfügbarkeit einschränken kann 2.
⸻
PSNV-E: Anpassung an neue Belastungsmuster
Die klassischen Modelle der Einsatznachsorge stoßen angesichts dieser Entwicklungen an ihre Grenzen. PSNV-E muss sich weiterentwickeln:
• Prävention:
Schulungen zur Stressbewältigung, Resilienzförderung und Selbstfürsorge sollten fester Bestandteil der Ausbildung sein.
• Begleitung im Einsatz:
Mobile PSNV-E-Teams können bei längeren Einsätzen vor Ort unterstützen.
• Langfristige Nachsorge:
Posttraumatische Belastungsstörungen treten oft erst Wochen oder Monate nach dem Einsatz auf – hier braucht es nachhaltige Angebote.
• Strukturelle Integration:
PSNV-E sollte in die Einsatzplanung und Führungsstrukturen eingebettet sein.
⸻
Führungskräfte als Schlüsselpersonen
Führungskräfte tragen eine besondere Verantwortung:
• Frühzeitiges Erkennen von Belastungssymptomen.
• Förderung einer offenen Gesprächskultur.
• Aktive Einbindung von PSNV-E-Angeboten in die Einsatzorganisation.
⸻
Fazit
Der Klimawandel verändert nicht nur die Umwelt, sondern auch die Anforderungen an die Feuerwehr – und damit an die psychosoziale Notfallversorgung für Einsatzkräfte. PSNV-E muss sich diesen neuen Realitäten stellen, um Einsatzkräfte langfristig zu schützen und ihre Einsatzfähigkeit zu erhalten. Es geht nicht nur um Hilfe nach dem Einsatz, sondern um eine ganzheitliche, vorausschauende und nachhaltige Unterstützung.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen