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Zwischen Funk, Text und Bildern – Wenn Distanz keine Schutzwand ist

 Nicht jeder, der unter Einsatzstress leidet, steht im Rauch, zwischen Trümmern oder direkt am Einsatzort. Viele erleben belastende Situationen auf Distanz über Funk, Textnachrichten, Einsatzberichte oder Kamerabilder. Und doch sind sie mitten im Geschehen. Drohnenpiloten, Leitstellenkräfte, Stabsmitglieder oder Führungskräfte in der Einsatzleitung verfolgen das Geschehen oft in Echtzeit. Sie hören die Stimmen über Funk, lesen die Meldungen, sehen die Bilder  und spüren dabei dieselbe Anspannung wie die Kräfte draußen. Manchmal sogar mehr, weil sie alles mitbekommen, aber nicht selbst eingreifen können. Diese Hilflosigkeit auf Distanz ist eine besondere Form von Belastung. Eine hektische Funkmeldung, ein kurzer Text über Verletzte, ein Bild der Lage. Oft reichen schon wenige Sekunden, um innere Bilder zu erzeugen, die man nicht mehr loswird. Das Gehirn ergänzt, was fehlt, malt Details dazu, macht aus kurzen Worten ganze Szenen. So entstehen emotionale Eindrücke, die sich kaum ...
Letzte Posts

Wenn Körper und Kopf zusammenarbeiten – wie Sport meine psychische Widerstandskraft stärkt

  Viele Jahre habe ich geglaubt, dass  psychische Widerstandskraft also  Resilienz vor allem im Kopf entsteht durch innere Stärke, Erfahrung und eine gewisse Härte. Im Einsatz musste ich immer funktionieren. Was danach kam, habe ich meistens einfach ausgeblendet. Sport spielte dabei lange kaum eine Rolle. Ich war eher unsportlich unterwegs und habe gedacht: „Das ist nicht so wichtig, Hauptsache, ich bin im Einsatz fit genug.“ Erst in den letzten Monaten habe ich am eigenen Leib gespürt, wie sehr regelmäßige Bewegung meine psychische Belastbarkeit verändert. Stress, der im Körper stecken bleibt Nach einem Alarm ist der Kopf selten sofort frei. Ich merke, wie Adrenalin und Anspannung noch lange nachwirken, selbst wenn der Einsatz längst vorbei ist. Früher habe ich versucht, das einfach auszuhalten. Doch das Ergebnis war oft: innere Unruhe, Schlafprobleme und Gereiztheit. Heute weiß ich: Bewegung ist die effektivste Methode, um diese Stresshormone wieder loszuwerden. Wenn ic...

Klimawandel und neue Einsatzrealitäten Herausforderungen für die Einsatznachsorge (PSNV-E) in der Feuerwehr

Der Klimawandel verändert unsere Umwelt – und damit auch die Einsatzrealitäten für Feuerwehren. Extremwetterlagen wie Hitzewellen, Starkregen, Waldbrände und Stürme nehmen zu. Diese Entwicklungen führen zu neuen physischen und psychischen Belastungen für Einsatzkräfte, die auch die psychosoziale Notfallversorgung für Einsatzkräfte (PSNV-E) vor neue Herausforderungen stellt. ⸻ Neue Einsatzrealitäten: Zahlen und Fakten • Zunahme von Extremwetterlagen :  In Deutschland hat sich die Zahl der heißen Tage (über 30 °C) seit den 1950er Jahren mehr als verdreifacht 1 . Hitzewellen führen zu vermehrten Einsätzen, etwa bei Bränden, medizinischen Notfällen oder technischen Hilfeleistungen. • Waldbrände :  Die Waldbrandgefahr hat sich deutlich erhöht. Allein im Jahr 2022 wurden in Deutschland über 3.000 Hektar Waldfläche durch Brände zerstört – ein Rekordwert 1 . • Einsatzdauer und -intensität :  Bei Großschadenslagen wie der Flutkatastrophe 2021 im Ahrtal waren Einsatzkräfte te...

Warum wir reden müssen - "Mein Einsatz, der bleibt"

  Nicht jeder Einsatz hinterlässt Spuren. Aber manche begleiten uns ein Leben lang – ob wir wollen oder nicht. Es sind die Bilder, die Gerüche, das Erlebte. Situationen, die uns fordern, überfordern, verändern. Wir alle kennen sie – und doch reden wir selten darüber. Aus Scham. Aus Angst, als schwach zu gelten. Oder einfach, weil uns die Worte fehlen. Dabei liegt genau hier eine große Kraft. Wenn wir erzählen, was uns bewegt, können andere erkennen, dass sie nicht allein sind. Dass es normal ist, wenn Einsätze im Kopf weitergehen. Und dass es Wege gibt, mit all dem umzugehen. Der folgende Erfahrungsbericht ist persönlich, ehrlich und ungeschönt. Er zeigt, was seelische Belastung wirklich bedeuten kann – und wie man trotzdem einen Umgang damit findet. Es wäre wünschenswert, mehr solcher Berichte zu lesen. Nicht, um zu schockieren. Sondern um zu verstehen. Um ins Gespräch zu kommen. Und um zu zeigen: Es ist in Ordnung, hinzusehen – und hinzuhören. Auch bei dem, was niemand gern erzäh...

Die stille Last: Warum PSNV bei Amok- und Terrorlagen unverzichtbar ist

      In einer Welt, in der Amok- und Terrorlagen leider keine Seltenheit mehr sind, stehen haupt- und ehrenamtliche Einsatzkräfte der Feuerwehr, des Rettungsdienstes und der Leitstellen oft an vorderster Front. Sie retten Leben, koordinieren Einsätze, und treffen Entscheidungen unter extremem Druck. Doch wer kümmert sich um sie? Die psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) ist ein entscheidender Bestandteil der Einsatznachsorge – und sollte es auch während des laufenden Einsatzes sein. Denn psychische Belastungen machen keinen Halt vor persönlicher Schutzausrüstung.     PSNV – mehr als nur ein Gespräch nach dem Einsatz PSNV umfasst Maßnahmen zur Unterstützung von Einsatzkräften nach belastenden Ereignissen. Bei Amok- und Terrorlagen sind diese Belastungen besonders intensiv: Unvorhersehbarkeit und Gewalt: Die Konfrontation mit gezielter Gewalt, schwer verletzten oder getöteten Personen, und die eigene Bedrohungslage hinterlassen tiefe Spuren. Lange Einsatzzeiten...

Wenn Führung unter Druck gerät: Wie du dein Team in Krisen stärkst und schützt

Wenn Führung unter Druck gerät: Wie du dein Team in Krisen stärkst und schützt „In der Krise zeigt sich wahre Führung.“ Gerade in belastenden Einsätzen kommt es auf mehr an als nur auf Befehle und schnelle Entscheidungen. Führung bedeutet auch, für dein Team da zu sein – emotional, mental und menschlich. 5 Schlüssel, wie du als Führungskraft dein Team in Krisen stärkst: 🛡️ 1. Sei ruhig – auch wenn's kracht. Dein Team spiegelt deine Energie. Bleibst du ruhig, gibst du Halt. 🛡️ 2. Kommuniziere klar – und ehrlich. Sag, was Sache ist. Und wenn du etwas nicht weißt: Steh dazu. Echtheit schafft Vertrauen. 🛡️ 3. Sieh die Menschen – nicht nur die Funktion. Dein Angriffstrupp ist nicht nur der Angriffstrupp. Es sind Paul, Lara und Mehmet. Persönliche Ansprache macht in der Krise den Unterschied. 🛡️ 4. Räume emotionale Pausen ein. Nach heftigen Einsätzen: Nimm dir Zeit für ein gemeinsames Nachbesprechen. „Wie geht’s euch wirklich?“ – diese Frage kann Türen öffnen. 🛡️ 5....

Unsere PSNV-Taschenkarte jetzt auch online verfügbar

 Einsätze können an die Substanz gehen. Was im ersten Moment vielleicht weggesteckt wird, kann später umso schwerer wiegen. Umso wichtiger ist es, dass wir uns als Einsatzkräfte nicht nur technisch, sondern auch psychisch absichern – und genau hier setzt unsere Taschenkarte zur Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) an. Diese kompakte Hilfe ist jetzt endlich auch online abrufbar . Warum eine Taschenkarte? Weil es manchmal schnelle Orientierung braucht. Im Einsatz bleibt keine Zeit für lange Texte oder tiefgreifende Analysen – aber ein Blick auf eine klare, verständliche Taschenkarte kann helfen, erste Schritte zu gehen oder anderen die richtigen Worte und Impulse mitzugeben. Außerdem: Psychische Gesundheit geht uns alle an. Niemand ist schwach, weil ihn ein Einsatz nicht loslässt. Schwach ist nur, wer so tut, als wäre alles in Ordnung, obwohl innen längst etwas brennt. Die Taschenkarte erinnert uns daran, dass es okay ist, über Belastung zu sprechen – und dass es Wege gibt, dami...

3 Wege, wie du nach einem belastenden Einsatz schneller zur Ruhe kommst

  3 Wege, wie du nach einem belastenden Einsatz schneller zur Ruhe kommst Einsatz vorbei – und trotzdem rattert der Kopf? Damit bist du nicht allein. Viele Einsatzkräfte erleben nach belastenden Situationen eine innere Unruhe, die noch lange anhält. Hier sind drei einfache, aber wirkungsvolle Wege, wie du deinen Körper und Geist schneller zur Ruhe bringen kannst: 1. Bewegung statt Grübeln Nach einem stressigen Einsatz kann dein Körper voller Adrenalin sein. Statt dich direkt aufs Sofa zu werfen, hilft oft eine kleine Runde Bewegung: Ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft Lockeres Dehnen oder ein paar Minuten Radfahren Bewegung hilft , überschüssige Stresshormone abzubauen und dein Nervensystem runterzufahren. 2. Ein kleines Ritual für den Kopf Schaffe dir ein ganz persönliches "Abschalt-Ritual" nach belastenden Einsätzen. Das kann sein: Duschen und bewusst den Einsatz „abwaschen“ Eine Tasse Tee trinken, während du tief durchatmest Eine kurze No...

Wie Einsätze auch das Familienleben beeinflussen können

Wie Einsätze auch das Familienleben beeinflussen können „Wenn der Funkmelder piept, bleibt für uns die Welt stehen. Für unsere Familien geht sie weiter – aber oft in Sorge.“ Als Einsatzkräfte sind wir es gewohnt, zu funktionieren. Alarm – Ausrücken – Retten. Doch was passiert eigentlich in den Stunden, wenn wir unterwegs sind – und unsere Familien zu Hause zurückbleiben? Zwischen Warten und Sorgen: Was zuhause passiert Nina, die Partnerin eines Feuerwehrmannes, beschreibt es so:  „Jedes Mal, wenn er losfährt, bleibt bei mir für einen Moment die Luft weg. Ich versuche, ruhig zu bleiben, aber innerlich spiele ich alle möglichen Szenarien durch.“                      Egal ob Feuerwehr, Rettungsdienst oder Polizei – Familienangehörige erleben eine unsichtbare Art von Stress. Sie warten, hoffen, fragen sich: „Kommt er oder sie gesund zurück?“ Gerade Kinder spüren diese Anspannung, oft ohne die Worte dafür zu finden. Sie merken: ...

Betreuung in Großschadenslagen Bitte nicht in Feuerwehrhäusern

In Deutschland gibt es an Flughäfen und in Städten Notfallpläne, die eine strikte Trennung zwischen Betroffenen/Angehörigen und Einsatzkräften vorsehen. Diese Trennung dient dem Schutz der Einsatzkräfte vor emotionaler Belastung und ermöglicht eine gezielte psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) für Betroffene und Angehörige. Schulen werden oft als sichere Aufenthaltsorte genutzt, während bei GSL außerhalb von Städten Behelfsunterkünfte eingerichtet werden. Betroffene und Angehörige benötigen eine sichere Umgebung fernab der Schadenszone, um Retraumatisierungen zu vermeiden. Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken und Schlaf müssen sichergestellt werden. Informationen über den aktuellen Stand sind wichtig, um Panik zu verhindern. Kinder benötigen spezielle Räume, in denen sie sich sicher fühlen und betreut werden können. Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren sind in GSL psychisch stärker belastet als hauptamtliche Kräfte, da sie weniger Einsatzerfahrung haben und aus ihrem Alltag hera...